Die Hintergrund-Geschichte meines Buches
Was ich im Vorwort noch nicht erwähnt habe...
Hier kommt die Geschichte von einem Roman, der über 16 Jahre im Dornröschenschlaf lag und dann innerhalb 2 Tagen (!) veröffentlicht wurde…
Das ganze Vorwort kannst du hier nachlesen.
Der Name Juliane
Wir schreiben den 08.09.2018: Dieser Tag beschert mir einen dicken Kloß im Hals, denn heute vor zwanzig Jahren ist meine Freundin Juliane mit ihrem Mann Steffen mit dem Motorrad tödlich verunglückt, während sie auf Rhodos Urlaub machten.
Juliane hatte ich 1996 (etwa 2 Jahre vor dem Unfall) auf einem Seminar kennengelernt, und das war quasi Liebe auf den ersten Blick. Wir waren gleichgesinnt und seelenverwandt, das war uns schon nach den ersten Minuten klar.
Wir beide freuten uns, dass wir genau ein verrücktes Huhn getroffen haben, wie wir es selbst waren.
Wir sahen und sprachen uns leider nicht so oft, da wir ca. 150 Kilometer auseinander wohnten. Da in dieser Zeit Telefonieren noch sehr teuer war, schrieben wir uns lange Briefe, die ich heute alle noch habe.
Als ich mein Buch anfing zu schreiben, fragte ich Juliane, ob es ihr etwas ausmache, wenn ich ihren Namen für meine Hauptfigur verwende. Sie freute sich sehr darüber, doch leider bekam sie das Ende des Buches nicht mehr mit.
Es war ihre kleine Schwester Susi, die mir die Nachricht von Julianes Unfall überbringen musste. Auf diese Weise lernte ich Susi überhaupt erst kennen.
Susi fand Briefe von mir in Julianes Sachen und machte meine Telefonnummer ausfindig.
Meine Freundin Susi
Susi ist mir bis heute erhalten geblieben.
Am Samstag, den 10.September 2016 war sie mit Ihrem Mann und ihren beiden Söhnen zu Besuch. Susi und ich sehen uns etwa drei bis fünfmal im Jahr- wie das eben so ist, wenn man mit Arbeit und seiner Family ausgelastet ist, außerdem wohnen auch wir beide etwa 150km auseinander.
Wir machten an diesem wunderschönen Tag ein Picknick auf der Madenburg-Ruine (die liegt bei Eschbach in der Nähe von Landau in der Pfalz, ein wundervolles Fleckchen Erde, nur zu empfehlen). Es
gab reichlich zu Essen, alles durcheinander, unter anderem Zwiebelkuchen, Ofenkäse, Tiramisu und das alles gekrönt mit neuem Wein, Sekt und Rieslingschorle.
An diesem Tag hatte mich meine Freundin endlich weichgekocht:
In ausgelassener Alkohollaune musste ich ihr versprechen, mein Buch endlich wieder auszugraben und mich mit den heutigen Möglichkeiten der Self-Publisher auseinander zu setzen.
Das war der Startschuss.
Nun ging es meinem Mann und mir am Sonntag aber gar nicht gut.
Wir schoben das erst mal auf den Zwiebelkuchen, vielleicht auch ein bisschen auf den Alkohol (…), doch nach einem weiteren Tag später war klar: Wir haben uns einen Virus o.ä. eingefangen. Zum Glück hatten die Kids nichts abbekommen.
Wir waren beide gleichzeitig krankgeschrieben- sowas hatten wir noch nie, und erst ab Dienstag war ich überhaupt mal wieder ansprechbar. Noch nicht richtig fit, aber kaum noch müde, weil zu viel
geschlafen- das war doch die beste Gelegenheit, nach Self-Publishing zu googeln.
So stieß ich auf den Wettbewerb von Amazon bzw. Kindle und "KDP" (Kindle Direkt Publishing), den „Kindlestoryteller 2016“. Einsendeschluss: 15.9.16. Wir schrieben den 13.!
Mein Mann, auch noch nicht fit, empfing mein Hilferuf: „Schatz, ich brauche ein Cover für mein Buch! Dringend! Da muss drauf: Ein Opel GT, eine Handtasche, ein altes Telefon in grün- aber
mit Tasten, keine Wählscheibe, 2 Sektgläser, am besten noch Billardkugeln und die Nuttenstiefel von Pretty Woman!“
Mein Mann ist kein Grafiker, aber er hat tolle Apps auf seinem I-Pad.
Tatsächlich hockte der arme Kerl die nächsten zwei Tage an dem Cover, ich überarbeitete in dieser Zeit mein altes Manuskript, erst einmal in Hinsicht auf Rechtschreibung (es war ja noch die „Alte“), dann musste ich ein Vorwort schreiben und eine Art „Wörterbuch“ für die jungen Leser.
Diese Nacht hatte ich durchgearbeitet, zum Glück waren die Bauchkrämpfe nicht mehr ganz so schlimm. Am nächsten Abend war das Manuskript bei Kindle hochgeladen (nachdem mich mal ganz schnell über die ganzen Vertragsbedingungen gehuscht bin.)
Doch sooo beeilen hätte ich mich nun auch wieder nicht müssen- Veröffentlichungsdatum ist tatsächlich der 14. September! (Liegt vermutlich an der Zeitverschiebung, das ging ja alles in die USA).
Kurz zum Wettbewerb: Das war der Witz des Jahres.
Eine reelle Chance hatte ich nie gehabt, da der Wettbewerb seit Mitte Juni lief und nach dieser Zeitspanne von einem Vierteljahr die „beliebtesten“ Bücher ausgewählt wurden- da war es nicht besonders günstig, einen Tag vor Ablauf dieser Frist noch ein Buch hochzuladen…
Dieses „Hopphoppschnellschnell“ hatte natürlich Folgen: Ich fand bei jedem Querlesen immer wieder etwas, das ich ändern musste, auch das Cover wurde noch mehrmals umgemodelt (Das mit den
Nuttenstiefeln klappte bei einem schwarzen Cover schlecht).
Nach einer Woche gab es bereits fünf verschiedene Versionen von meinem Buch, und es wurden noch mehr. Ähnlich ging es dann auch, als das Buch als Taschenbuch (alles ja sooo einfach als „Druck-on-demand“) hochgeladen wurde.
Das Ganze ging eigentlich zu schnell, natürlich ohne eine hundertprozentige Überarbeitung.
Auf jeden Fall war ich jetzt ein „Indie“.
Das lernte ich auch viel später: Einen „Indie“ nennt man einen Self Publisher und das hat nichts mit Indiana Jones zu tun. Es kommt wohl eher von „independent“ (also unabhängig).
Aber die Moral von der Geschicht: (Auf pfälzisch)
"Hätt ich die Schiss ned kriegt, gäbs jetzt aach kä Buch ;-)
Leserunde auf Lovelybooks
Nach der enttäuschenden Erfahrung mit dem „Kindlestoryteller 2016“ bzw. „Kindle Self Publishing Award“ war ich erst einmal bedient.
Eine Kollegin empfahl mir Lovelybooks, von dieser Webseite hatte ich vorher noch nie etwas gehört.
Lovelybooks ist eine Community, die ich mir früher, als ich noch wesentlich mehr Zeit mit Lesen verbracht hatte, sehnlichst gewünscht hätte, denn ich hatte damals kaum jemand, mit dem ich mich über die gelesenen Bücher austauschen konnte.
Bei Lovelybooks kannst du das tun, Gleichgesinnte finden, Rezensionen abgeben, Bücher gewinnen und eben auch bei Leserunden teilnehmen.
Bei einer Leserunde wird unter allen Bewerbern eine individuelle Anzahl von Teilnehmern ausgelost.
Die Leserunden sind unterschiedlich eingeteilt, der Autor, der meist daran teilnimmt, gibt die Themen vor.
So können die Teilnehmer das Buch in Abschnitten lesen und geben danach ihre Kommentare und Kritik zu den jeweiligen Abschnitten ab, aber auch zu dem Cover oder eben alles, was der Autor von den Lesern erfahren möchte.
Das klang total spannend, deshalb hatte ich bei Lovelybooks so eine Leserunde zu meinem Buch gestartet. Ich war sehr neugierig, wie meine Geschichte unter Lesern, die mich nicht kannten, ankam. Auf die begeisterten Rezensionen von Freunden und Bekannten wollte ich mich nicht verlassen.
Weil die Geschichte schon so viele Jahre auf dem Buckel hat, war es mir auch sehr wichtig zu erfahren, wie die jungen Leute von heute auf die Figuren reagieren.
Geplant war gar nichts, es war genau so eine spontane Nummer, wie das Buch noch einmal auszugraben- und eigentlich wollte ich beim Veröffentlichen gar nicht mehr so viel Energie reinhängen.
Doch die Leserunde entpuppte sich als äußerst spannend.
Anfangs musste ich schon ziemlich schlucken, denn auf die teils sehr brutalen Beiträge und „Rezis“ war ich nicht vorbereitet.
Dennoch kam meine Geschichte überwiegend sehr gut an und alle Kritik und Anregungen waren hilfreich und wertvoll für mich.
Mit den Jahren habe ich den nötigen Abstand zu meiner Geschichte gewonnen, um sie objektiv zu betrachten. Aufgrund dieser neuen Impulse habe ich nun den Roman noch einmal komplett überarbeitet.
Nach der Leserunde
Tatsächlich war jede Meinung und Kritik von allen Beteiligten sehr wichtig und hilfreich für mich, so dass ich das ganze Manuskript noch einmal überarbeiten MUSSTE.
An der Story habe ich nichts groß geändert, denn so war es nun mal gewesen :-)
Da ich nun durch die Leserunde gelernt habe, dass die Geschichte durchaus Potential hat, nur die Figuren (hauptsächlich) teilweise nicht ganz so glaubhaft agiert haben, habe ich mir doch nochmal die Zeit genommen, durch die Geschichte zu gehen, diesmal aus meiner heutigen Sicht.
Außerdem hatte ich ja damals einen zeitlosen Roman schreiben wollen, deshalb kamen die 90er nicht so raus, wie sie hätten können. Wer hätte denn damals gedacht, dass man die 90er irgendwann zum "Kult" erklärt…? Da habe ich einiges eingefügt, was mir eingefallen ist.
Meiner Julie habe ich die Schärfe aus der Stimme genommen und sie endlich so naiv sein lassen, wie sie wirklich war. So wird der Leser ihre Beweggründe nun besser verstehen können. Einige Dialoge kamen hinzu, die, wie ich finde, die Figuren und die Geschichte nun besser nachvollziehbar werden lassen.
Auf jeden Fall bin ich froh, bei Lovelybooks gelandet zu sein, denn so hat sich richtig viel getan :-)
Die Überarbeitung
Achtung:
hier sind SPOILER dabei!
Während der Leserunde habe ich zum ersten Mal meine Geschichte wieder richtig mitgelesen. Als ich sie ein paar Wochen zuvor schnellstens überarbeitet hatte, ging es ja hauptsächlich um die neue Rechtschreibung, Absätze, Formatierung u.ä. und das im Flugverfahren.
Nun las ich das, was ich so vor über 16 Jahren geschrieben hatte und konnte meine Protagonistin selber nicht mehr leiden!
Viele Kritiken der Leserunde hatten mir damit aus der Seele gesprochen.
Das konnte doch nicht wahr sein, denn Julie ist mir doch tatsächlich sehr ähnlich...!
Die Erkenntnis war hart: So darüber gestanden, wie ich mir das damals einbildete, hatte ich wohl doch noch nicht.
Ich fand meine Julie total überheblich und die Art und Weise, wie sie ständig den Diddel niedergemacht hat, obwohl sie mit ihm zusammengeblieben ist, absolut unsympathisch!
Ich fand es total cool, dass man zu seiner eigenen Geschichte mal so einen großen Abstand hat, dass man den Mist, den man mit Mitte 20 verzapft hat, selber kritisieren kann ;-)
Jedenfalls konnte ich alle verstehen, die sich in Julie nicht hineingefunden haben- ich konnte es selber nicht mehr.
Julie war selbst mir nicht mehr glaubwürdig: Von der ersten Seite an hackte sie auf dem Kerl rum und gleichzeitig war sie so doof und ließ sich alles gefallen- das passte nicht ganz.
Ich vermute, der Grund für die oft dämlichen Kommentare der Autorin lag darin, dass sie sich doch etwas geschämt hat, wirklich so blöd gewesen zu sein und nicht zugeben konnte, dass das alles wirklich passiert ist. Mit dem überheblichen Schreibstil konnte sie demonstrieren, wie abgeklärt sie doch nun ist. Das ist unbewusst passiert.
Jedenfalls habe ich das Buch umgeschrieben, so konnte ich das unmöglich stehen lassen! Meine Julie bekam die rosarote Brille auf, wie ich es schon damals beabsichtigte, ich entschärfte ihre Sprache und löschte die bissigen Kommentare, die sich ein Autor sowieso sparen kann.
Ein paar Dialoge habe ich nun eingefügt, die Julies Verhalten auch rechtfertigen. Wenn man keine Kohle hat, keine Möglichkeit, wieder nach Hause zu ziehen, die Wohnungen knapp und teuer sind (damals war gerade die Mauer gefallen), dann ist Trennung und Ausziehen oft gar keine Option.
So wird der Leser ihre Beweggründe nun besser verstehen können.
Komisch, dass mir das damals nicht aufgefallen ist, und so viele, die mich und das Buch kennen, nicht gesagt hatten.
Diese Leserunde war für mich Gold wert, und ich danke allen dafür, es brachte die Sache viel weiter.
Was mit einem Schorle zu viel begonnen hat,
sollte nun einen würdigen Abschluss bekommen...!
Der Bezug auf die 80er und 90er: Damals sollte es ja ein zeitloses Ding werden, wer konnte denn damals ahnen, dass 80er oder 90er jemals zum Kult werden sollten!!! Die Geschichte spielte Ende 80er/Anfang 90er, etwa 92 war das Ganze beendet. Ich wollte beim Schreiben damals aber alles vermeiden, was auf eine bestimmte Zeit hinwies.
Deshalb habe ich auch den Titel des Spiels erfunden (und leider vergessen, wie der Originaltitel hieß). Der "Fick des Jahres" war in Wirklichkeit der "Fick des Jahrhunderts" und das war ein berühmtes Zitat aus dem Film „Basic Instinkt“. Das alles habe ich wieder zurückgeschrieben, und noch mehr. Nun haben meine Figuren sogar wieder ihr achteckiges Geschirr in schwarz-weiß...
Die Filme, von denen sich abzeichnete, dass sie Kult werden- zu erwähnen, das konnte ich mir nicht verkneifen. Und ich behielt recht- die „Blues Brothers“ kennt heute noch jeder, und die waren zu diesem Zeitpunkt ja schon uralt. ;-)
Da die Handys für Verwirrung gesorgt hatten, schrieb ich sie jetzt ganz raus, sie sind ja nicht wirklich relevant. Tatsächlich hatte Diddel (wichtiger Geschäftsmann, eben) als einziger so ein Teil, das als Autotelefon genutzt wurde. Ab 96, als ich die Beschichte aufschrieb, gab es dann schon Handys, deshalb brachte ich Handys extra mit rein, damit die Geschichte wieder zeitgemäß ist.
Aber nun ist es wieder eine Geschichte mit 80er und 90er pur-
So kann es manchmal laufen.
Hier ist der Link zur Leserunde:
In meinem nächsten Blogartikel werde ich das Geheimnis der Geschichte um „Beziehungsstatus: kompliziert!“ auflösen:
Was war erfunden, was ist wirklich passiert- und wie geht die Geschichte weiter?
Achtung Spoiler…!
Hier kommst du zur Auflösung.
Neugierig geworden?
Auf dieser Unterseite kannst du dir kostenkos eine Leseprobe herunterladen,
klicke hier.
Wenn du das eBook bzw. das Taschenbuch bestellen möchtest,
klicke einfach auf eines der Bilder, der Link führt dich in den Partnershop.
Über eine Rezension würde ich mich natürlich sehr freuen.
Ich habe noch ein paar gedruckte Taschenbücher der Originalausgabe von 1999.
Wenn du eine signierte Originalausgabe
- ohne die Überarbeitung -
haben möchtest,
kannst du sie gerne bei mir bestellen.
(Preis: 9,90€ inkl. Portokosten)
Du willst Lina Labert kontaktieren?
Schreibe einfach unter:
lina.labert@gmail.com
Kommentar schreiben