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Das Vorwort:
Dieses Buch hat seine ganz eigene Geschichte- neben der natürlich, die es erzählt. Der Grundstein für diesen Roman wurde bereits in den Neunzigern gelegt.
Ich war Mitte 20, als ich dieses Buch schrieb. Schreiben packte mich sehr früh, mein erstes Buch hatte ich schon mit 8 Jahren begonnen. Die Betonung liegt auf „begonnen“, denn von den gefühlten hundert Büchern, die ich begonnen hatte, brachte ich tatsächlich nicht eines über das fünfte Kapitel hinaus. Die Projekte scheiterten neben dem Mangel an Durchhaltevermögen meist an den nervigen Beschreibungen der Einzelheiten und der Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte, was ein Plot ist.
Diesmal sollte das anders werden. Ich begann einen Lehrgang in Belletristik, entwarf parallel dazu meine Geschichte und konstruierte die Figuren dazu.
Gleichzeitig machte ich in meinem Bekanntenkreis schön viel „Werbung“, um Druck von außen zu schaffen.
Mein Roman sollte eine Antwort auf Hera Lind und Gaby Hauptmann werden, die gerade den Buchmarkt beherrschten. In den Neunzigern waren die Buchhandlungen überschwemmt mit „heiteren Frauenromanen“, alles leicht verdauliche Kost, die das ein oder andere Schmunzeln aus einem Leser herauslockte. Jedoch drehte es sich meist um proseccotrinkende Upperclass-Frauen auf der Suche nach ihrem Mr. Right (den sie dann auch immer fanden) oder um Mamas, die ihr Leben irgendwie neu definierten (natürlich auch immer mit Happy End).
Das alles war aber nicht meine Welt.
Ich wollte einen Roman über junge (und naive) Frauen schreiben, die noch nicht so richtig ihren Platz im Leben gefunden haben. Frauen, die sich mit Existenzsorgen, Wohnungssuche und den typischen Wieso-bin-ich-überhaupt-noch-mit-dem-zusammen-Beziehungen herum schlugen. So, wie wir es eben fast alle mal erlebt hatten, als wir kaum flügge unsere ersten Schritte in die Selbständigkeit wagten.
In dieser Hinsicht hatte ich in meinen jungen Jahren tatsächlich schon einiges Verrücktes erlebt und zahlreiche interessante und spezielle Menschen getroffen, und irgendwann war die Idee geboren, dem Roman einfach autobiografische Züge zu geben.
Ich warf meine bisherige Stoffsammlung auf den Müll und kramte in meinem Gedächtnis. Tatsächlich kam dabei so viel Material zusammen, dass es für zwei Romane gereicht hätte.
Nun gab es kein Halten mehr, schließlich musste ich mir selber nichts mehr ausdenken, sondern nur noch vorhandene Szenen zu einem stimmigen Ablauf zusammenbasteln. Bis auf ein paar unbedeutende Nebenfiguren haben all meine Charaktere tatsächlich lebendige Vorbilder, die ich natürlich so verändert habe, dass mir niemand mit einem Anwalt drohen kann. Mit ein Grund, warum ich ein Pseudonym gewählt habe…
An dieser Stelle möchte ich versichern, dass sich selbst das leicht durchgeknallte Finale tatsächlich so einmal zugetragen hat. Auch wenn ich meine Titelheldin absichtlich überspitzt naiv dargestellt, dem Spaß zuliebe kein Klischee ausgelassen und viele einzelne verrückte Geschichten zu einer Szene zusammengebaut habe, sind alle unglaublichen Episoden wirklich passiert (allerdings nicht immer nur mir, ich verarbeitete teilweise auch die Erlebnisse meiner Freundinnen). Tatsächlich habe ich einige Szenen sogar wieder heraus gekürzt, weil ich befürchtete: „Das nimmt dir doch kein Mensch ab“…
Meine Werbung hatte Erfolg, denn ich wurde immer wieder gefragt, wann es denn endlich mal was zum Lesen gäbe. So bekam die Rohfassung meines Buches etwa zwanzig verschiedene Lektoren. Und nicht nur, dass sie lesen wollten, was ich schrieb: Wenn ich nicht schnell genug mit dem nächsten Kapitel fertig wurde, fragten sie ständig nach, wann es denn endlich mit meiner Geschichte weiterginge- so viel zum Thema: „Druck von außen“.
Unter meinen Lesern gab es welche, die selber in dem Buch eine Rolle spielten und welche, die mich einfach nur lange kannten, aber auch Bekannte oder Arbeitskollegen, die einfach gerne lasen.
Es war ein gutes Zeichen: Ich brauchte weit über ein Jahr, um dieses Buch in der Rohfassung fertig zu bekommen, und alle meine treuen „Lektoren“ hielten durch bis zum Schluss, bestärkten, lobten und kritisierten mich, brachten gute Ideen ein und bekräftigten immer wieder, ich solle bloß nicht aufhören. Ich bin heute noch jedem einzelnen dankbar dafür.
Die völlige Überarbeitung der Geschichte dauerte ein weiteres Jahr. Ich schätze mal, dass ich jede Seite mindestens hundert Mal umgeschrieben habe, und trotzdem würde ich selbst heute immer noch Sätze finden, die ich nicht so stehen lassen würde. Irgendwann konnte ich meine eigenen Figuren nicht mehr leiden- die Zeit war gekommen. Also Verlagssuche: Exposé und Bewerbungen schreiben, Leseproben verschicken.
Leider lief das Zeitalter der heiteren Frauenromane bereits aus, historische Romane waren derzeit schwer angesagt. Doch es gab tatsächlich einen größeren Taschenbuchverlag, der reagierte und mein komplettes Manuskript anforderte. Leider kam es nach ein paar (endlos erscheinenden) Monaten wieder zurück. Die Absage war nett und mit dem Hinweis, dass ich mich gerne mit dem Lektorat in Verbindung setzen dürfte. So erfuhr ich, dass „Erstlingsromane“ mit einer Norm-Seitenzahl von über 150 selten angenommen würden, um das Verlustrisiko in Grenzen zu halten. Nun hatte mein Manuskript aber weit über 300 Seiten!
Ein kürzeres Manuskript dürfte ich wieder schicken, also gab es zwei Optionen: Kürzen, was das Zeug hält, oder teilen. (Damals waren Trilogien aber noch nicht in Mode.)
Mit beidem tat ich mir sehr schwer. Inzwischen war ich ausgelaugt von diesem Projekt, das mich so lange so intensiv in Beschlag genommen hatte.
Die Luft war raus.
Ich wurde übrigens oft gefragt, ob ich mit diesem Buch etwas „verarbeitet“ hätte. Dazu habe ich immer gelacht und geantwortet: „Wenn ich es nötig gehabt hätte, mir irgendwas Schlimmes von der Seele zu schreiben, hätte ich es wohl nicht geschafft, einen derart witzigen Roman daraus zu machen.“
Schließlich hatte ich mich mit dieser Geschichte am meisten auf die Schippe genommen.
Erst viele Jahre später ist mir aufgegangen, dass ich nicht diese Beziehung aufgearbeitet hatte, die ich in dem Buch beschrieben habe, sondern die Partnerschaft, in der ich mich aktuell befand, als ich dieses Buch schrieb.
Es war eine Flucht: Ich lebte in meinem Roman. Wer sich täglich nach Feierabend mehrere Stunden zurückzieht und ganze Wochenenden und Urlaubstage über der Tastatur verbringt, ist privat wohl eher nicht glücklich ausgelastet. Nachdem ich mein Buchprojekt beendigt hatte und ich meine kleine Roman-Welt wieder verlassen musste, schaffte ich dann auch den Absprung zog kurz darauf aus. Und genau in dieser Phase, in der ich mir ein neues Leben aufbaute, teilte mir der Verlag mit, ich solle mein Manuskript, an dem ich fast drei Jahre lang gesessen hatte, nochmal komplett überarbeiten! Ich glaube, ich versuchte es noch ein paar Wochen lang mehr oder weniger motiviert, dann schmiss ich den Laptop frustriert in die Ecke.
Spätestens, als ich meinen jetzigen Mann kennenlernte (und das war kurz danach), war ich endlich glücklich ausgelastet und mein Manuskript geriet somit in völlige Vergessenheit. Inzwischen sind wir über 13 Jahre (immer noch glücklich) verheiratet und haben zwei Kinder, die schon fast Teenies sind. Rundherum Happy End.
Dass ich diesen Roman nun doch noch einmal ausgegraben habe, verdanke ich einer meiner ehemaligen „Lektorinnen“, die mich darauf gestoßen hat, dass es im „eBook- und Print-on-demand-Zeitalter“ mittlerweile so einfach geworden ist, ein Buch zu veröffentlichen.
Leider musste ich völlig entsetzt feststellen, dass ich das Manuskript noch auf Diskette gespeichert hatte- ein Datenträger, den man inzwischen gar nicht mehr kennt!
Und nicht nur das: auch wenn die Geschichte gerade mal zwanzig Jahre alt ist, gibt es inzwischen so vieles, was man nicht mehr kennt!
Ich las die ersten Seiten meiner Geschichte durch und stieß auf Wörter wie: „Telefonhörer“ oder „langer Samstag“. Ja, die Geschichte ist tatsächlich aus dem letzten Jahrtausend!
Die erste Begeisterung verschwand schlagartig.
Ich dachte kurz über die Handlung nach und verwarf den Gedanken, alles in die heutige Zeit umzuschreiben, sofort wieder.
Zugetragen hatten sich die einzelnen Szenen ab dem Ende der Achtziger bis etwa 1993. Auch wenn die Story an sich zeitlos ist, die Technik hat sich rasend verändert, und so haben sich die Menschen verändert. In meiner Geschichte gab es zwar vereinzelt schon Mobil- bzw. Autotelefone, doch die waren noch zu teuer für den täglichen Gebrauch. Es gab keine Smartphones und soziale Netzwerke. Man benutzte noch Telefonzellen. Die jungen Leute haben sich in Stammkneipen zu Rudeln zusammengerottet und mussten miteinander reden, wenn sie sich unterhalten wollten.
Mit 20 hatten die meisten schon ihre eigene Wohnung, obwohl sie sich die kaum leisten konnten. Man konnte es nicht erwarten auszuziehen, Hautsache raus! Freundschaftliches Verhältnis mit den Eltern so wie heute? Wir hatten rebelliert und wollten schnell auf eigenen Füßen stehen.
Unterstützung von daheim hatten die wenigsten. Und einfach mal wieder heimziehen, wenn was nicht geklappt hat, kam selten in die Tüte. Kohle war permanent knapp, bloß für Zigaretten war komischerweise immer Geld da. Wir fuhren uralte Schrottschüsseln, die ständig repariert werden mussten und waren irre stolz drauf. Was ich beschreibe, klingt heute nach „sozialem Brennpunkt“, doch ich versichere, dass wir alle zur ganz normalen Mittelklasse gehörten.
Die jungen Mädels von heute lassen sich nicht mehr so viel gefallen, glaube ich. Frauen meines Alters (ich bin 1970 geboren) hatten fast alle im Leben mal einen „Diddel“ zum Freund, doch der hätte heute wohl kaum noch eine Chance. Bei den Erinnerungen an die verrückten Verhältnisse von damals und was wir alles haben mit uns machen lassen, müssen selbst wir „alten Weiber“ ungläubig und beschämt (aber auch belustigt) den Kopf schütteln, doch damals war das einfach so.
Und dann gab es vor zwanzig Jahren auch, wie die unzähligen Fake-Nachrichten, die heute durch Facebook und Co. mit Leichtigkeit verbreitet werden, schon unglaubliche Geschichten, die sozusagen mündlich überliefert wurden, mit einem entferntem Zusammenhang: „Das ist dem Bruder des Schwagers von meinem Arbeitskollegen passiert….“ Diese Storys werden in meinem Roman durch meine Figuren weitererzählt (und ich schwöre, dass ich alle selbst genauso und aus mehreren Ecken gehört habe), und spielen eine nicht unbedeutende Rolle. Auf 2016 hätte ich das niemals glaubwürdig umschreiben können.
Auch meine eigene Sprache hat sich verändert. Vieles würde ich heute so nicht mehr ausdrücken und viele Dialoge würden in dieser Form wohl nicht mehr geführt.
Also konnte ich meine Erzählung nur so lassen, wie sie eben ist.
Auch wenn das Drumherum für junge Leute vielleicht zunächst etwas altbacken wirkt, so hat die Story den gleichen Unterhaltungswert wie vor zwanzig Jahren, und inzwischen kann man es sogar als eine nette kleine Zeitreise betrachten. Die 90er-Parties boomen schließlich gerade, sie lösten den Achtziger-Kult ab, vermutlich weil der wohl inzwischen nur noch alte Säcke erinnert… Auf jeden Fall geht meine Geschichte gut als „Retro-Komödie“ durch.
Die Leute der „Generation Golf“, die wie ich inzwischen um die Fünfzig sind, werden erst recht ihren Heidenspaß haben.
So habe ich das Manuskript nur noch ein bisschen überarbeitet und für die jungen Leute der „Generation Smartphone“ ein kleines Wörter- und Geschichtsbuch erstellt, das mir viel Spaß bereitet hat. Es befindet sich am Ende dieses Buches.
Vielleicht musste es genauso kommen, wie es kam:
Mein Buch hatte nie einen richtigen Titel. Mir fiel einfach nichts passendes ein, und auch meine „zwanzig Lektoren“ hatten damals keine brauchbare Idee. Das Buch lief unter dem Arbeitstitel „Der ganz normale Wahnsinn“, aber das hat mich nie befriedigt.
„Heile Welt ist woanders“ war auch mal in der engeren Wahl, doch diese Überschrift finde ich heute bloß noch peinlich.
Dank heutiger sozialer Netzwerke kam ich auf den Titel „Beziehungsstatus: kompliziert!“, der es perfekt auf den Punkt bringt, wie ich finde.
Und das wäre vor zwanzig Jahren noch gar kein gängiger Ausdruck gewesen…
Und nun habe ich noch eine kleine Bitte an meine Leser:
Ich weiß, dass heute viel mehr analysiert und hinterfragt wird als früher. Meine Geschichte spielt in einer Zeit, in der man sich noch nicht so viel Gedanken gemacht hat, sondern einfach damit ausgelastet war, sein Leben irgendwie auf die Reihe zu bekommen. Erwarte also keinen großen Tiefgang, dieser Roman soll Spaß machen und wurde nur geschrieben, um den Leser herzlich zum Lachen zu bringen.
Ich hoffe, diese Geschichte wird vielen Lesern Freude bereiten.
Herzliche Grüße,
Lina Labert
Eine lebenslustige und heitere 80er Komödie (nicht nur) für Retro-Fans.
Die „Generation Golf“ hat mit der lustigen Zeitreise in die Achtziger und Neunziger Ihren Spaß.
Aber auch junge Leute der „Generation Smartphone“ werden die schräge Situationskomik lieben. Außerdem werden sie endlich erfahren, wie die Menschheit es damals geschafft hat, ohne Smartphone zu überleben…
Die Story:
Wie eine Billardkugel flitzt Julie (21) durch ein ziemlich chaotisches Leben, hin- und hergerissen zwischen ihrem unbeschreiblichen Lebensgefährten „Diddel“, seinem besten Freund, den von Julie verhassten René Krieger und anderen Männern, die sich nach kurzer Zeit entweder als Windbeutel oder als unerreichbar erweisen.
Da helfen nur gute Freundinnen, die mit ebenso großen Flaschen ihr Leben vergeuden, sowie Unmengen von Sekt und glibbrigen Weingummitieren…
Nach wahren Begebenheiten.
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Über eine Rezension würde ich mich natürlich sehr freuen.
Ich habe noch ein paar gedruckte Taschenbücher der Originalausgabe von 1999.
Nachdem ich mit diesem Buch eine Leserunde auf Lovelybooks.de
gestartet hatte, bekam ich so viele Anregungen,
dass ich die Geschichte noch einmal leicht umgeschrieben habe.
Ich empfehle dir, die überarbeitete Version zu lesen,
mir persönlich gefällt sie auch besser
und vieles ist so stimmiger geworden.
Wenn du jedoch eine signierte Originalausgabe
(Preis: 9,90€ inkl. Portokosten)
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lina.labert@gmail.com
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